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OM upside your head

Namaste!

Ein altes Zen-Sprichwort besagt sinngemäß: „Meditiere jeden Tag zwanzig Minuten, außer wenn Du dazu keine Zeit hast, dann mach ‘ne Stunde draus.“

Ich kann mich noch sehr gut an meine erste Yogastunde erinnern und an das fast körperliche Unbehagen, das ich empfand, als ich ein OM chanten sollte. Mein Lehrer, Ram, unterrichtete Yoga in dem Hotel auf den Malediven, wo ich mit Mann und Kindern unseren Urlaub verbrachte, und war Yogi durch und durch. In Indien geboren, hatte er im zarten Alter von fünf Jahren mit Yoga begonnen und viele Jahre bei seinem Guru gelernt, bevor er etwas von der Welt außerhalb Indiens sehen wollte, anfing zu reisen und als Yogalehrer in Hotels an den schönsten Plätzen der Welt zu arbeiten.

Rückblickend muss ich sagen: Mir war damals überhaupt nicht klar, was für ein Glück ich hatte, meinen Yoga-Weg mit Ram zu beginnen. Und wie recht er hatte, als er mir zum Abschied sehr europäisch die Hand gab und ernst sagte: „You need to continue this.“

Unzählige Yogastunden später, die gelegentlich mehr Sport als Yoga waren, manches Mal noch nicht mal besonders guter Sport, weiß ich, dass ich gleich zu Beginn ein großes Geschenk erhalten habe. Das Level an Pranayama, das ich nach zwei Wochen Üben mit Ram hatte, habe ich seitdem nie mehr erreicht. Geschweige denn, dass ich wieder jemanden getroffen hätte, der über ein derart tiefgehendes Wissen über alles, was mit Yoga, Körperkontrolle und der Kontrolle des Geistes zu tun hat, verfügt. Von ganzem Herzen Danke, Ram-ji.

Damals war mir das allerdings nicht im Ansatz klar, überhaupt war diese ganze Yogageschichte für mich nur eine Art Fitness- und Atemtraining nach einer langwierigen und überhaupt nicht schönen viralen Lungenentzündung.

Mein erstes OM wurde nicht vor der Praxis gesungen, sondern mittendrin. Gefühlte 108 Mal, in verschiedenen Tonlagen und SEHR laut. „To reduce the chattering of the mind“ , wie Ram mir erklärte. Hahaha, sehr komisch. Bei mir war eher das Gegenteil der Fall. In meinem Kopf befanden sich auf einmal mehrere Versionen meiner Selbst, die miteinander diskutierten. Eine war dafür, sofort aufzustehen und zu gehen, eine andere meinte, man könne dem netten Lehrer ja erklären, dass man nicht OM singen wolle. Die dritte war dafür, einfach still zu sitzen und gar nichts zu tun, und eine Nummer vier krümmte sich mit hochrotem Kopf vor Verlegenheit. Einig waren sie sich auf jeden Fall darin, dass das OM völlig indiskutabel sei.

Den Disput gewonnen hat dann das Modell Miriam.5, die den anderen vieren streng erklärte, wenn man in Rom sei, müsse man sich eben wie ein Römer benehmen und das bisschen Singen könne ja wohl so schlimm nicht sein.

Amen, Freunde. Ich und meine multiplen Persönlichkeiten machten also brav OM. Erst zaghaft und mit schamhaft gesenktem Blick, aber bereits am nächsten Tag sehr inbrünstig. Tausende Kinderlieder mit zweifelhaften Texten haben die Schamgrenze hier wohl schon im Vorfeld drastisch gesenkt. Wer einmal am Flughafen München „Küsschen an der Kasse und als Souvenir: eine Rolle Klopapier“ gesungen hat, für den ist es kein weiter Weg mehr zu „OM namah shivaya“ beim Termin mit dem Steuerberater.

Etwas intensiver mit dem Thema Meditation befasst, habe ich mich aber erst eine ganze Weile nach meinen ersten Yoga-Versuchen. Und bis dahin war mir weder bewusst, dass mein Geist „plappert“, noch, dass ein „stilles“ Mantra noch viel kraftvoller als ein lautgesprochenes ist, geschweige denn, dass das Gefühl in der Meditation tatsächlich mit einem Rauschzustand vergleichbar sein kann. Von tiefem Frieden und innerer Stille, bis hin zu physisch erlebbaren Wellen der Euphorie. Ohne. Witz. Dein Kopf ist eine prima Drogenküche.

Am Anfang habe ich gerne über das Loslassen meditiert (einatmen: lass, ausatmen: los), habe im Laufe der Zeit allerdings festgestellt, dass man sich nicht unbedingt aussuchen kann, was das Unterbewusstsein loslassen möchte. Nachdem ich innerhalb von zwei Wochen drei Paar Schlüssel „losgelassen“ habe, bin ich auf tibetanische Klangschalenmeditation umgestiegen. Das erschien mir irgendwie sicherer. Und auf lange Sicht günstiger.

OM shanti

Deine Miriam

Miriam LangenscheidtOM upside your head

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