Tagebuch

Opinion Overload

„Being judgmental“ bzw. „werten“ ist ja unter den Yogis eine der sieben Todsünden. Versuche ich mir demzufolge relativ erfolglos schon seit längerem abzugewöhnen, zumal es auch unter ganz praktischen Gesichtspunkten sinnvoll wäre. Ich weiß ja nicht, ob das frauenspezifisch ist, aber ich habe nach eingehender Selbstbeobachtung festgestellt, dass es für mich überhaupt kein Problem ist, zur selben Sache mindestens zwei komplett unterschiedliche Meinungen gleichzeitig zu haben. Lustig, gell?

Und ein bisschen anstrengend für alle Beteiligten.
Außerdem scheint es irgendwo im Universum eine eigens für mich installierte Alarmanlage zu geben, die jedes Mal höllisch Radau macht, sowie mir ein Satz über die Lippen kommt, der die Wörter „niemals“, „auf keinen Fall“, „unter allen Umständen“ und „immer“ beinhaltet. Also im Sinne von „Niemals würde ich mich so daneben benehmen“, „Auf keinen Fall werde ich jemals wieder ein Ei essen“, „Was xy da gemacht hat, finde ich das Allerletzte, und niemals würde mir das passieren“, undsoweiterundsofort.
Nehme ich die Pointe vorweg, wenn ich sage, dass ich mich in 95 Prozent der Fälle bereits selber Lügen gestraft habe? Auf die letzten 5 Prozent warte ich noch. Ich bin mir sicher, Mr & Mrs Universum haben da auch noch was Nettes für mich in petto.
Man kann sich also schon fragen, ob der Energieaufwand nicht viel geringer wäre, wenn man versuchen würde, sich etwas anzuschauen, ohne direkt eine Meinung zu haben. So im Sinne von: das ist gut, das ist schlecht und das geht gar nicht. Vielleicht wenigstens eine nicht gar so laute. Denn bedenke: Das, womit Du Deinen Freunden gestern auf den Keks gegangen bist, werden selbige Dir morgen aufs vegane Butter-Alernative-Brot schmieren. Alte Karma-Regel.
Aber es gibt noch einen anderen Grund, warum es ganz gut wäre, den Meinungsfilter ab und an mal wegzulassen.
Wenn Du eine Meinung hast, limitierst Du Dich automatisch, Du baust quasi eine „Meinungsmauer“. Und, logisch, je stärker die Meinung, desto fester und höher die Mauer.
Warum das ein Problem ist? Wie oft bewertest Du eine Situation beispielsweise mit „Ich kann das nicht“? Relativ häufig? Ich jedenfalls tue das andauernd, und ich glaube, die meisten von uns schleppen ziemlich viel „Ich kann das nicht!“ mit sich rum.
Blöderweise ist die Konsequenz von: „Ich kann das nicht!“ meist: „Das versuch’ ich gar nicht erst.“ Und nicht: „Mal schauen, ob das was für mich ist.“ Was für ein Jammer.

Dabei ist selbst unser Körper kein statisches System: Blut fließt durch unsere Adern, die Luft strömt in unsere Lungen und selbst auf klitzekleinem Zellniveau bewegt sich was. Das endet erst mit dem Tod unseres physischen Körpers. Wir sind dafür gemacht, uns zu ändern, zu entwickeln, flexibel zu sein. Warum sollte es mit unserem Geist und unserer Seele also anders sein?

Ich hatte neulich ein interessantes Gespräch mit einer jungen Frau. Nennen wir sie Anja. Sie versicherte mir sehr eindrücklich, sie könne nicht meditieren. Obwohl sie es gerne würde und wisse dass es ihr guttun würde. Es ginge einfach nicht. Auf keinen Fall. Schon der Gedanke daran würde sie nervös machen.

Klassischer Fall von „Selbstverhinderung durch Meinung“. Sehr schade.
Aber die meisten von uns sind da Profis.
Ich zum Beispiel habe exakt die gleichen Symptome wie Anja.
Nervosität. Unbehagen. Das Wissen, dass es gut für einen wäre. Und notwendig.
Diese Gefühle kommen zuverlässig bei mir hoch, wenn ich daran denke, meine Ablage machen zu müssen.
Bäh.
Hmmm.
Wenn ich jetzt laut genug sage: „Niemals, wirklich niiiiiiiieeeemals werde ich gerne Ablage machen“ müsste sich nach meiner eigenen Argumentation doch irgendwie das Universum darum kümmern, mir das Gegenteil zu beweisen, oder???

In stiller Hoffnung (seufznamastéundshanti)

Deine Miriam

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Yogini on the run (way)

Namasté, Bitches![1]

Excuse my French[2], die Fashion Week ist jetzt zwar schon ein Weilchen vorbei, aber ihr Vibe hallt immer noch in mir nach.

Es war eine sehr spannende, lustige und anstrengende Woche, nach der ich durchaus ein Aura-Peeling hätte gebrauchen können. Für diejenigen, die nicht wissen, was das ist: ich weiß es auch nicht, aber es klingt interessant, oder?

Ich habe ja lange darüber gebrütet, wie ich meinem immer noch ein klitzekleines bisschen vorhandenen Laster „Mode und alles was dazugehört“ (Anhaftungen!! Pfui! Oberflächlich!! Doppel-Pfui!) frönen kann, ohne im schlechten Gewissen zu ertrinken. Und wie das so ist im Leben: wo ein Wille ist, ist auch ein Abwärtsschauender Hund. Die Modemesse PREMIUM hat seit Neuerem eine eigene Halle mit Active Wear, inklusive Yogabekleidung. Gerüchteweise sollten dort sogar einige Yogaklassen stattfinden, und ein Aura-Fotograf sollte die Auren der Messebesucher ablichten. Na, wenn das mal kein Thema für einen Yoga-Blog ist!

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OM upside your head

Namaste!

Ein altes Zen-Sprichwort besagt sinngemäß: „Meditiere jeden Tag zwanzig Minuten, außer wenn Du dazu keine Zeit hast, dann mach ‘ne Stunde draus.“

Ich kann mich noch sehr gut an meine erste Yogastunde erinnern und an das fast körperliche Unbehagen, das ich empfand, als ich ein OM chanten sollte. Mein Lehrer, Ram, unterrichtete Yoga in dem Hotel auf den Malediven, wo ich mit Mann und Kindern unseren Urlaub verbrachte, und war Yogi durch und durch. In Indien geboren, hatte er im zarten Alter von fünf Jahren mit Yoga begonnen und viele Jahre bei seinem Guru gelernt, bevor er etwas von der Welt außerhalb Indiens sehen wollte, anfing zu reisen und als Yogalehrer in Hotels an den schönsten Plätzen der Welt zu arbeiten.

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Gegen den Strich gebürstet

Namasté!

Nachdem mich ein paar kleinere Verletzungen ein Weilchen von der Matte ferngehalten haben, ist jetzt alles wieder tiptop in Schuss und der Abwärts-Schauende-Hund und ich sind wieder Freunde.

Ich habe meine Zwangspause unter anderem dazu genutzt, mich ein bisschen eingehender mit Yogaphilosophie zu beschäftigen (sowie der Ausrichtung zweier Kindergeburtstage, der Magen-Darm-Grippe meiner Großen, der Bronchitis des Hundes und dem Umzug meiner Freundin Jennifer. Hätte ich mit einer konsequenten Asana-Praxis zeitlich gar nicht alles hinbekommen. (Gut, dass ich krank war.).

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Stille Tage in Berlin

Namaste!

Ich habe eine Sehnenscheidenentzündung. Genauer gesagt habe ich sogar derer zwei. Eine in der rechten Hand (greifen ohne Daumen nix gut), die andere in der linken Schulter.

Der Physiotherapeut meines unbedingten Vertrauens, Mohamed (zu dem ich unter anderem deswegen so gerne gehe, weil er mir immer wieder glaubwürdig versichert, dass er noch nie so flexible Schultern gesehen hat), hat mir für die nächsten Tage jedwede Form von Asana-Praxis strikt untersagt („da machst Du doch wieder diese Liegestützen mit den Armen so am Körper, ne? Das lässte mal schön bleiben.“). Gut. Kein Chaturanga. Aber auch kein adho mukha svanasana, kein chakrasana, kein….? „NEIN!“

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An Urban Yogini’s Life

Namaste.

Na, auch ein Yoga-Junkie? Hervorragend, ich mag Dich jetzt schon. Komm rein, roll Deine Matte neben mir aus (oder hinter mir, aber bitte nicht vor mir. Dazu bei anderer Gelegenheit mehr), nimm Dir zwei Blöcke, nen Gurt und eine Decke, zuletzt anno 2009 gewaschen, und dann nix wie ab in den Lotussitz. In meinem Fall: in den Schneidersitz. Zitat eines meiner Lehrer zu dem Thema: „Mei, dann übst halt noch zwei Jahre, dann sind die Hüften offen.“ Mein Blick muss wohl Bände gesprochen haben, denn er machte schnell einen großen Schritt von mir weg und fügte hinzu: „Hüften dauern halt“.

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